"Auszug aus den "Askanischen Blättern 2012"
Erinnerungen
Angeregt durch Michael Alberts Bericht über den Mariendorfer Volkspark,
habe ich auch einmal in meiner Erinnerungskiste gekramt. Was zum
Vorschein kam, war das achteckige Entenhaus auf der Insel im Klaren See
(Alter Park) und ein Geräteschuppen im Francke-Park, von dem ich einige
Zeit glaubte, dass dort das Dornröschen schläft. Da aber in
Neu-Tempelhof unser Zuhause war, hat der Parkring im Herzen der
Gartenhaussiedlung dort die stärksten Eindrücke bei mir hinterlassen.
Es tut gut, neben seinem Weg ein paar grüne Büsche zu haben.
Zwischen dem Platz der Luftbrücke und dem S-Bahnhof Tempelhof wechselten
wir gerne vom Bürgersteig der Wohnhausseite auf den gegenüber liegenden
Fußweg hinüber. Er verlief – vom Verkehr wenigstens optisch durch ein
schmales Gebüsch getrennt – am Zaun des Rollfeldes entlang. Der Lärm war
derselbe, aber dort schien die Luft frischer zu sein. Außerdem
entspannt der Anblick von Grünem, ohne einen gleich zu ermüden. –
Entschied man sich deshalb, wenn es neue Schultafeln gab, für die Farbe
Grün?
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"Viel zu kurz war die Nacht"
Romananfang von WEIHRAUCH UND ROSENDUFT, bisher unveröffentlicht, in: Reise-Anthologie "Ein Schiff wird kommen. Sehnsucht nach Reisen und Begegnungen."
Verlag Kleine Schritte Trier 2021
ISBN: 978-3-89968-160-4
LESEPROBE
..Nur nicht einschlafen! Doch es tut gut, hier am Rand der Wüste auf einer Steinbank zu liegen, selbst wenn sie drückt wie der Waschstein neulich in Damaskus, im alten Hamam. Er liegt gleich hinter der Omajaden-Moschee. Schon am Eingang hatte mich Huda mit Tee und frischen Datteln begrüßt: Allah sieht 's gern, wenn man Staub und Schweiß eines Weges hinter sich lässt.
Was mir an diesem Hamam so gefällt, ist die Ruhe, mit der alles geschieht. Ich bin nicht die einzige Kundin, die Huda in den halbdunklen Hallen verwöhnt. Jede bleibt aber für sich allein. In Aleppo dagegen findet meist schon in der Garderobe eine lärmende Modenschau statt. Und auch sonst wird gealbert, getanzt und gesungen. Unmengen von Süßigkeiten und Früchten werden verspeist.
Ganz still geht es natürlich auch bei Huda nicht zu. Vom Geklapper ihrer Pantinen bis zum dumpfen Klopfen in meiner Brust finden aber alle Geräusche im Rhythmus des stetig tropfenden Wassers zusammen. Huda stört nicht, diensteifrig wartend an einen Pfeiler gelehnt. Sie treibt einen auch nicht mit ihrer Geschäftigkeit an, sondern findet sich immer erst wie zufällig ein, wenn ich schon eine Weile in ein Tuch gehüllt auf dem Waschstein liege. Ob ich eine rituelle Waschung wünsche, hat sie mich beim ersten Mal noch gefragt. Aber ich hatte ja keinen Beischlaf gehabt...